Inklusion bedeutet die Einbeziehung behinderter Kinder in das allgemeine Schulsystem. Niemand soll wegen seines Handicaps ausgeschlossen und verpflichtet werden, eine Sonderschule zu besuchen. Doch gerade in Deutschland ist das Sonderschulwesen ausgeprägt wie nirgendwo sonst und Behinderte bekommen selten die Chance, eine normale Schule zu besuchen. Dies wollen die Bundesländer nun ändern, da die UN-Konvention für die Rechte von Behinderten vorschreibt, dass die Vertragsstaaten behinderten Menschen in einem „inklusiven“ Schulsystem das Recht auf Bildung gewähren.
Chancengleichheit soll hier als Basis dienen. Eigentlich wäre eine rasche Veränderung des Schulkonzepts für Behinderte dringend nötig, da die EU schon diesen Sommer einen Zwischenbericht von der Bundesregierung erwartet. Allerdings gibt es so viele Hürden zu überwinden, dass es wohl noch eine ganze Zeit dauern wird, bis die Inklusion auch in Deutschland wirklich realisiert wird.
Der deutsche Sonderweg
Deutschland geht einen Sonderweg, was das Schulkonzept für Schüler mit Handicap angeht und hinkt dabei allen anderen Ländern der Welt weit hinterher. Während in Südtirol Förderschulen schon längst der Vergangenheit angehören und in Norwegen die Sonderschulbesuchsquote 0,41 Prozent beträgt, hat Deutschland ein äußerst differenziertes Sonderschulwesen. 84,3 Prozent der Schüler mit Förderbedarf werden getrennt von den Anderen unterrichtet – im Ausland ist der Trend genau umgekehrt. Wird man als Schüler mit „sonderpädagogischem Förderbedarf“ eingestuft, muss die Aufnahme an einer Regelschule von den Eltern oftmals hart erkämpft werden.
Probleme bei der Umsetzung
Abgesehen von der deutschen Schulstruktur, die zur Ausgrenzung behinderte Schüler führt, verlangsamen weitere Faktoren die Reformierung des Sonderschulwesens. Ein Hindernis ist das föderale System: Da die Länder unabhängig voneinander Inklusionsförderung betreiben, wird einem einheitlichen, effektiven Konzept entgegengewirkt. Bundesländern, die bei der PISA-Studie besonders erfolgreich waren, wird auch vorgeworfen, Inklusion bewusst zu verhindern.
Zum anderen ist die Finanzierung der Maßnahmen ein Problem, da die öffentlichen Kassen leer und viele Bundesländer auch nicht bereit sind, die nötigen Mittel bereitzustellen. Trotzdem muss die Reformierung des Sonderschulwesens Schritt für Schritt vonstattengehen und ein Umdenken stattfinden. Schon jetzt befürworten zwei Drittel der deutschen Eltern ein gemeinsames Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern.